PRESSEMITTEILUNG

Die Arbeitsgruppe Kindertafel wurde zur Unterstützung des katholischen Kinderschutzes gegründet

Mit einer in Ungarn einzigartigen fachlichen Zusammenarbeit wurde die Arbeitsgruppe „Kindertafel” gegründet, deren Ziel es ist, positive Veränderungen im katholischen Kinderschutz herbeizuführen. Wir hoffen, dass wir mit unserer Arbeit die Qualität der öffentlichen Diskussion über Kinderrechte und sexuellen Missbrauch verbessern und den Dialog zwischen den Kirchenmitgliedern und der säkularen Gesellschaft in Ungarn fördern können.

Unsere Arbeitsgruppe drückt bereits mit ihrer Zusammensetzung die Hoffnung aus, dass all dies möglich ist. Es ist auch international bemerkenswert, dass unter unseren Mitgliedern kirchliche Führungskräfte sind, die bereits mit Fällen von Kindesmissbrauch umgegangen sind, sowie Journalisten, die solche Fälle aufgedeckt haben. An diesem Tisch sitzen Theologe und Rechtsanwalt nebeneinander, beziehungsweise auch ein Aktivist, der als Ministrant selbst Opfer von Missbrauch innerhalb der Kirche wurde.

„Ich halte die Arbeitsgruppe „Kindertafel” für wichtig, weil hier verschiedene Menschen zusammenarbeiten können, ihre Gedanken vertiefen, ihre Erfahrungen und Perspektiven austauschen und mehr noch: gemeinsam für ein edles und heiliges Ziel kämpfen – für einen gesellschaftlich wichtigen Bereich: den Schutz der Kinder in der Kirche.
Ich würde mich sehr freuen, wenn die Kultur der echten Entschuldigung verbreitet würde, eine Entschuldigung, die von Herzen kommt, Verantwortung übernimmt, den Schmerz des anderen anerkennt und Hilfe bei der Heilung anbietet.

Ich wünsche mir, dass die Kultur des Schweigens durch eine Kultur der transparenten Kommunikation ersetzt wird, denn diese ist ein wesentlicher Bestandteil des Blicks in die Wahrheit, hilft Klarheit zu gewinnen und ermöglicht es, den Prozess des Vertrauensverlusts zu stoppen.” – sagt Cirill T. Hortobágyi, Erzabt von Pannonhalma.

„Als früherer Opfer glaube ich fest daran, dass es für die Verarbeitung der Wunden der Vergangenheit und die Schaffung einer sicheren Zukunft notwendig ist, in einen Dialog zu treten und Verantwortung zu übernehmen. Diese Gruppe wurde gegründet, um die ungarische katholische Kirche bei der Prävention von Missbrauch und der Entwicklung geeigneter Antworten zu unterstützen. Mein Ziel ist es, mit der Berücksichtigung der Perspektiven und Erfahrungen der Opfer dazu beizutragen, eine Kirche zu schaffen, in der Transparenz, Sicherheit und Gerechtigkeit Grundwerte sind. Ich glaube, dass ich so zu einer verantwortungsvolleren und menschlicheren kirchlichen Gemeinschaft beitragen kann.” – sagt Attila Pető, Kinderschutz-Aktivist.

Die Arbeitsgruppe möchte sich der zunehmend verbreiteten Perspektive und Praxis in der katholischen Welt anschließen, die durch die ehrliche Auseinandersetzung mit Fehlern, die systematische Aufdeckung vergangener Fälle, das Erstellen von Zusammenfassungsberichten, das Einführen wirksamer Präventionsmaßnahmen, sowie die Schulung von Fachleuten zur Heilung der Wunden und zur Vermeidung neuer Missbrauchsfälle beiträgt.

Wir halten es für notwendig, einen umfassenden Länderbericht zu erstellen, der viele Länder näher an die tatsächliche Situation heranführt und in vielen Fällen nicht nur die kirchlichen Gemeinschaften, sondern auch die gesamte Gesellschaft bei der Auseinandersetzung und Heilung unterstützt.

Natürlich übersteigt die Durchführung eines solchen Länderberichts die Kapazitäten und Ressourcen unserer zivilgesellschaftlichen Initiative bei Weitem; die Arbeitsgruppe „Kindertafel“ kann jedoch lediglich als Unterstützerin positiver Prozesse fungieren, die zu diesem Ziel führen. Bereits die Vorbereitung eines solchen Berichts ist eine äußerst komplexe Aufgabe, bei deren Umsetzung wir hoffentlich mit Fachleuten aus dem Bereich des katholischen Kinderschutzes sowohl in Ungarn als auch im Ausland zusammenarbeiten können.

„Um das komplexe Problem des Missbrauchs von Kindern effektiv zu behandeln, ist interdisziplinärer Dialog und Zusammenarbeit unerlässlich. Das Zuhören der Opfer und die Betonung eines ganzheitlichen Ansatzes, die Kommunikation zwischen Fachbereichen wie Psychologie, Recht, Kriminologie und Kinderrechten ist von entscheidender Bedeutung. Diese interdisziplinäre Herangehensweise wird durch die Initiative „Kindertafel“ ermöglicht, die ein besseres Verständnis für das Phänomen des Missbrauchs, die Entwicklung wirksamerer Präventionsstrategien, die angemessene Unterstützung der Opfer sowie die Förderung von Rechenschaftspflicht und Transparenz innerhalb der Kirche ermöglicht. Nach meiner Erfahrung tragen interdisziplinäre Foren in allen Bereichen (von Kinderschutz über Bildung bis hin zu Gesundheitswesen und Sport) zur Wiederherstellung des in der Öffentlichkeit erschütterten sozialen Vertrauens bei und unterstützen den Heilungsprozess der Opfer.” – sagt Szilvia Gyurkó, Kinderrechtsexpertin.

Die Mission der Arbeitsgruppe steht im Einklang mit dem synodalen Prozess, den Papst Franziskus initiiert hat – also mit der Erneuerung der Kirche im Dialog mit der Gemeinschaft der Gläubigen – und mit dem kinderrechtlichen Ziel, die Notwendigkeit von Transparenz hervorzuheben.
Wir möchten die Sache des katholischen Kinderschutzes (und in weiterem Sinne des gesamten ungarischen Kinderschutzes) unterstützen, indem wir persönliche Treffen, Workshops, Schulungen und Konferenzen zu einem Thema organisieren, über das es schwer zu sprechen ist. Viele haben Angst, darüber zu sprechen, viele wissen nicht wie. Wir möchten alle Betroffenen ermutigen, zu sprechen, und die Öffentlichkeit über unsere eigene Website sowie durch kirchliche und säkulare Medien ansprechen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, die Bemühungen des katholischen Kinderschutzes einem breiten Publikum vorzustellen und gleichzeitig die wachsende internationale Fachliteratur auch in ungarischer Sprache zugänglich zu machen, um diese Arbeit noch erfolgreicher zu gestalten. Eines unserer ersten Vorhaben wird die Veröffentlichung eines Sammelbandes sein, der eine umfassende Auswahl von Texten von theologischen Autoren zum Thema Missbrauch enthält – wir beabsichtigen nicht, Fallstudien zu präsentieren, sondern eine umfassende Analyse des Phänomens, sowohl im Zusammenhang mit sexuellem als auch seelischem Missbrauch.

Darüber hinaus haben wir auf unserer Website gyerekasztal.hu einen Auszug aus dem Forschungsbericht von Szilvia Gyurkó veröffentlicht, darin werden, aufgeschlüsselt nach Ländern, die Ergebnisse und Mängel der der Kinderschutzsysteme der katholischen Kirche in Ostmitteleuropa vorgestellt.

„Mein persönlicher Wunsch ist es, ein kirchlich–gesellschaftliches Umfeld zu schaffen und zu erhalten, in dem sich jeder sicher fühlen kann – sei es ein Kind oder ein Erwachsener, ein Laie oder ein Kleriker, ein Untergebener oder ein Vorgesetzter. Der Schutz der menschlichen Würde darf nicht auf isolierte Handlungen beschränkt sein; vielmehr müssen wir eine umfassende Kulturveränderung anstreben. Um dies zu erreichen, ist es unerlässlich, die Prozesse gründlich zu verstehen, Forschung zu betreiben, das Bewusstsein zu schärfen, Prävention zu betreiben, Schulungen durchzuführen, Dialoge zu führen, Fälle zu behandeln und zusammenzuarbeiten.

Ich glaube fest daran, dass dieser Dienst ein Teil des barmherzigen und heilenden Wirkens der Kirche ist und zur Vertiefung der Gottesbeziehung beiträgt, also zur Erfüllung der Verkündigung der frohen Botschaft.” – sagt Benedek Dobszay, Franziskaner, ehemaliger Provinzial.

23. Januar 2025

Mitglieder der Arbeitsgruppe „Kindertafel“:

Benedek Dobszay
Botond Feledy
István Gégény
Tibor Görföl
Szilvia Gyurkó
Cirill T. Hortobágyi
Attila Pető
Péter Urfi